Wie kam die Idee zustande, und was war die Vision ?
Nordrhein-Westfalen setzte als erstes Bundesland mit Beginn des Jahres 2000 Verkehrssicherheitsberater auf Autobahnen ein, um ständig steigenden Unfallzahlen Einhalt zu gebieten und wirksame Projekte zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu entwickeln.
Für drei Zielgruppen sollten Präventionsprogramme ausgearbeitet und angeschoben werden:
Junge Fahrer ( 18 – 24 Jahre )
Aktive Senioren
Lkw-Fahrer und Fahrerinnen
Diese Vorgabe führte schließlich zur Geburtsstunde der Fernfahrerstammtische. Zwischen Köln und Münster brachten die Polizeihauptkommissare Hermann-Josef Bougé (Autobahnpolizei Köln) und Rainer Bernickel (Autobahnpolizei Münster) die Idee auf den Weg.
Zunächst wurden Kollegen der NRW-Autobahnpolizeien im Bildungszentrum Neuss geschult und gezielt in ihre Aufgaben eingewiesen. Am 07. Juni 2000 kam es dann zur ersten Stammtischveranstaltung in Münster an der A 1.
Dabei blieb es allerdings nicht. Rainer Bernickel, aus heutiger Sicht Vater der Fernfahrerstammtische, trieb das Projekt unermüdlich weiter an und weckte mit zahlreichen Gesprächen nach und nach Interesse in weiteren Bundesländern. Schrittweise schlossen sich Innenministerien, Polizeipräsidien und Autobahndienststellen bundesweit dem Gedanken an
Nun galt es für viele Kollegen vor Ort, dem Projekt Leben einzuhauchen, Strategien zu entwickeln und gesteckte Ziele zu verwirklichen.
Fernfahrerstammtische in 14 Bundesländern
An eigens ausgewählten Autobahnraststätten wurden Stammtischrunden eingerichtet, wo jeweils am ersten Mittwoch des Monats Polizeibeamte Abendveranstaltungen durchführen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht jeweils ein aktuelles Thema, das von dem Moderator der Polizei vorgetragen wird.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der etwa 2-stündigen Gesprächsrunde ist der unmittelbare Dialog mit den Fahrern. Hierbei kommt es stets zu angeregten Diskussionen, wobei die Fahrer nicht nur über aktuelle Verkehrsvorschriften aufgeklärt werden, sondern auch viele wichtige Informationen und Erkenntnisse mit auf den Weg nehmen.
Letztendlich ist die Polizei bemüht, Unfallzahlen zu senken und Verkehrsverstößen durch das Fahrpersonal mit oft empfindlichen Bußgeldfolgen durch Aufklärung vorzubeugen; also ein besonderer Service an die Fahrer.
Mitbegründer in den Bundesländern - `Männer der ersten Stunde`
Stellvertretend für zahlreiche Kollegen, die sich in nahezu allen Bundesländern um den Start der Polizei-Fernfahrer-Partnerschaft eingesetzt haben, seien vom Chronisten an dieser Stelle einige genannt:
Josef Ertl (), Klaus Back (Bayern),
Helmut Thran (Schleswig-Holstein)
Martin Hottinger (Sachsen)
Hans Gellermann, Oliver Kues,(Niedersachsen),
Rainer Bernickel (Nordrhein-Westfalen) – 1. Veranstaltung am 07. Juni 2000
Johannes Stoye (Sachsen-Anhalt) - 1. Veranstaltung am 02. Mai 2001
Dirk Wegner (Bremen) – 1. Veranstaltung im September 2002
Jürgen Kraiczy (Thüringen) – 1. Veranstaltung am 05.Februar 2003
Emil Hahner (Hessen) – 1. Veranstaltung am 03. März 2004
Mit der Anbindung von zwischenzeitlich 6 EU-Staaten mit deren Polizeidienststellen an das Stammtischprogramm hat die Präventionsarbeit eine weitere Steigerung erfahren, und sie unterstreicht deren Wertigkeit. Die EU-Länder Österreich, Tschechien, Belgien, Niederlande, Großbritanien, Norwegen haben sich sukzessive an das Projekt angeschlossen.
Partnerschaften
Neben zahlreichen Fernfahrern, die als Hauptzielpersonen die Abendveranstaltungen besuchen ( die Autobahnpolizei Köln zählte nach 100 Veranstaltungen im Jahr 2011 ca. 4000 Teilnehmer ), haben sich zwischenzeitlich zahlreiche Verbände, Behörden und Institutionen angeschlossen und bilden gemeinsam mit der Polizei sogenannte Sicherheitspartnerschaften.
Als Netzwerkpartner mit der Polizei sind zu nennen:
Bundesanstalt für den Güterverkehr (BAG)
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen (BGF)
Feuerwehren vor Ort
Autobahnmeistereien vor Ort
Allgemeiner Deutscher Automobilclub (ADAC)
Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr (BADS)
Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein (DEKRA)
Technischer Überwachungsverein (TÜV)
SVG-Autohofbetreiber ( in Hessen )
Regierungspräsidium Kassel, Dezernat für Arbeitsschutz ( in Hessen )
Sonderprogramme / Sonderaktionen
Mit Tagesveranstaltungen zu den klassischen Themen Ladungssicherung und Übermüdung/ Sekundenschlaf agieren die Stammtischteams auf den Autohöfen und verbinden Kontrollen mit Aufklärung. Gespräche in Aktionszelten und der Einsatz von Fahrsimulatoren sollen den Fahrern hier Verkehrssicherheit anschaulich vermitteln.
Die Winteraktionen „Eis und Schnee“ mit der Organisation und Betreuung von zahlreichen Räumstationen zählen alljährlich zu den wichtigsten Maßnahmen der Stammtischteams.
Der Verein „DocStop für Europäer e.V.“ gilt als weitere Stammtischaktion. Mitbegründer Rainer Bernikel startete diese Initiative am 19. April auf dem Lomo-Rasthof an der A 4 in Eisenach/Thü. DocStop kümmert sich um eine bessere medizinische Unterwegsversorgung der Berufskraftfahrer.
Jahrestagungen
Am 11.03.2004 trafen sich in Münster erstmals alle Stammtischmoderatoren der Länder zu einer gemeinsamen Besprechung und einem Erfahrungsaustausch. Zur Premiere waren es 32 Polizeibeamte aus 14 Bundesländern. Zwischenzeitlich findet dieses Jahrestreffen alljährlich – in der Regel in den Herbstmonaten - als Bundes-Fachtagung statt und genießt bei verantwortlichen Behördenleitern wie in der Öffentlichkeit (Medien) gewichtiges Interesse. Als Ausrichter der Veranstaltung fungieren die Teilnehmerländer im Wechsel.
Homepage - Fernfahrerstammtisch
Im Rahmen der Fachtagung 2005 in Meiningen/Thüringen beschlossen die Moderatoren, eine gemeinsame Internetplattform zu erstellen und die Stammtischarbeit der Länder einzuarbeiten. Zunächst wurde die WEB-Seite durch das Bundesland NRW federführend betrieben, zwischenzeitlich treffen die User auf einen modern und gefällig gestalteten Internetauftritt, der nunmehr durch die hessischen Kollegen in Fulda gepflegt wird.
Stimmen zum Fernfahrerstammtisch
Abschließend noch eine Stimme zur Stammtischarbeit – in einem Internetbeitrag sagt Joachim Fehrenkötter, Vorsitzender von DocStop: „Jeder erzählt von den Dingen, die Ihm am Herzen liegen und hört dem anderen zu. So entsteht ein Austausch, der unglaublich wichtig ist, da hier gegenseitiges Verständnis entsteht.
Denn nur so kann man aufeinander zugehen und zum Wohl der Verkehrssicherheit an den Themen arbeiten, die für den Beruf des Fernfahrers so wichtig sind. Die Polizei, oft nur als Kontrollorgan gesehen, erscheint dem Kraftfahrer plötzlich in einem anderen Licht: Beide machen ihren Job und arbeiten so für meine und die Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer. “
Text: EPHK a.D. Emil Hahner, Hessen
Alle Fernfahrerstammtische der Bundesrepublik sortiert nach Bundesland.
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